Fix & Foxi (Zeichentrickserie)

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FF und Lupo, animiert D'Ocon (1998)

Die Zeichentrickserie Rolf Kauka's Fix & Foxi war eine Koproduktion zwischen RTV , D'Ocon Films (Barcelona, Spanien) und Rolf Kauka. Beide Staffeln, die 1998 und 2001 produziert wurden, bestehen jeweils aus 26 halbstündigen Folgen und enthalten Episoden von Fix und Foxi und der neu eingeführten Familie Peppercorn. Zielgruppe der Serie sind Zuschauer von 6 bis 10 Jahren. In die Kritik geraten ist die Serie v.a. wegen der von Rolf Kauka angestrengten nostalgischen Umgestaltung der Figuren und der eher dürftig umgesetzten Animation durch D'Ocon Films.


Die Entstehungsgeschichte der Trickfilmserie

Ihren Einstand im Bereich des Animationsfilms gibt die FF-Familie Ende 1973 in einem Kurzfilm namens Sinfonie in Müll, der als Vorfilm zu Rolf Kaukas abendfüllenden Märchenfilms Maria D'Oro & Bello Blue. Bald darauf verkauft Kauka seinen Verlag und zieht sich aus dem aktiven Berufsleben zurück, behält aber weiterhin weitreichende Mitspracherechte an der Verwendung und Gestaltung seiner Comic-Serien vor, die in den folgenden Jahren von VPM weiterproduziert werden. In der Zeit werden die Figuren zwar immer dynamischer und beweglicher gezeichnet, seit der italienische Kauka-Zeichner Massimo Fecchi stilprägend für Fix und Foxi wird, doch in Sachen Trickfilm bewegt sich für die FF-Familie in den 2 Jahrzehnten nach dem Kurzfilm im Kino gar nichts mehr.

Die Geburt einer Idee

Die Idee einer FF-Zeichentrickserie fürs Fernsehen geht auf Peter Hille, dem Co-Geschäftsführer der RTV zurück, der sich mit dem Vorschlag Ende 1992 an Rolf Kauka wendet. Hille, der mit der Familie Kauka schon seit 1975 befreundet ist, kennt die Comics mit Fix und Foxi noch aus seiner eigenen Kindheit. Über seine Firma Europabuch schlägt er Kauka vor, gemeinsam eine Zeichentrickserie mit Fix und Foxi zu realisieren. Eine Antwort auf diesen Vorschlag lässt fast ein ganzes Jahr auf sich warten: Erst Ende 1993 meldet sich Rolf Kauka telefonisch bei Hille zurück und teilt ihm mit, dass er bereits auf eigene Faust verschiedene Zeichentrickstudios abgeklappert hätte, u.a. Nelvana, Universal und Saban, er aber fortan mit Hille zusammen an der Entwicklung und Produktion einer FF-Zeichentrickserie weiterarbeiten wolle. So treffen sich beide im Januar 1994 diesbezüglich bei Kauka zuhause in den USA zu Besprechungen.

Kaukas nostalgische Umgestaltungswünsche und der Bruch mit VPM

Von Kauka verworfenes FF Model Sheet (VPM)
Seite 1994 (Fecchi) mit Kauka Korrekturen
Fix und Foxi 1994 (Fecchi)
Nostalgie-Fix 1995 (Murek) mit Kauka-Korrekturen
Nostalgie-Entwurf 1995 (Murek): Redesign nach Kaukas Vorgaben

Für Kauka steht zu dem Zeitpunkt schon länger fest, dass das Character-Design der FF-Familie grundlegend überarbeitet gehört. Ihm schwebt eine Umgestaltung vor, das sich am Aussehen der Figuren vor seinem Rückzug in den 70ern orientiert. Seit 1991 hat Kauka sich diesbezüglich wieder vermehrt mit Änderungswünschen an die FF-Redaktion bei VPM in Rastatt gewandt.

Bis 1994 verniedlicht Chefzeichner Massimo Fecchi die Figuren auf Geheiß von Kauka immer mehr, was aber weder ihn noch für seinen Auftraggeber ganz zufrieden stellt. Zeitweilig sind die Beine der FF-Familie so stark gekürzt, dass das Verhältnis zum Rest des Körper nicht mehr stimmig erscheint, und die Proportionen wieder geändert werden müssen (vgl. FF 17/1991). Fecchi selbst schildert die Endphase des FF-Magazins von VPM, das zum Jahreswechsel 1995 durch eine einstweilige Verfügung Kaukas eingestellt werden muss, als ziemlich bedrückend: "Das letzte Mal hatte ich 1995 mit Rolf Kauka zu tun, über seine Tochter Irene. Rolf Kauka bat mich, die Zeichnungen der Figuren zu ändern, die ich zuvor in einem kindlichen Stil neu entworfen hatte, um sie an die Zeit Neugebauers anzupassen. Ich habe die Änderungen an meinen letzten Zeichnungen von Fix, Foxi und Lupo beibehalten. Diese Änderungen konnte ich nur schwer akzeptieren, vor allem die an Lupo, weil sie anders als mein Stil waren. Leider habe ich schlechte Erinnerungen an diese Zeit und ich verstehe diese Entscheidungen bis heute nicht. Zu dieser Zeit reifte in mir auch immer mehr die Idee heran, für Disney zu arbeiten." (Fecchi im Fanzine Clubber Nr 2, vgl. Titelbild von FF Sonderausgabe 4 (1995)). An einer beigefügten Comicseite im Fanzine sind auch einige der gewünschten Korrekturen Kaukas erkennbar: Fix und Foxi sollen eine rundere Stirn und noch rundere Augen erhalten, Lupos Kopf hingegen wieder kegelförmiger werden.

Auch der ehemalige VPM-Chefzeichner Helmut Murek wird 1995 nach dem Bruch mit VPM von Kauka kontaktiert, um das gewünschte Redesign der Figuren in neuen Model-Sheets umzusetzen. Im Mai 1995 schreibt Kauka in einem Brief an Murek: "In den letzten Monaten hat sich die Situation mit VPM so geaendert, dass ich wahrscheinlich sehr bald ueber alle Fix und Foxi-Rechte wieder selbst verfuegen kann. D.h. ich muss mit guten, zeitgemaessen Stories und ueberarbeiteten Charakteren den alten Markt neu erobern. Meine Frage an Sie: Haetten Sie Lust mitzuarbeiten? Wenn ja, müssen wir zunaechst als Grundlage fuer die kuenftige Arbeit neue Model-Sheets festlegen. (...) In der Anlage habe ich Ihnen einige Entwuerfe geschickt, wie ich mir die Charaktere vorstelle, damit sie einen altersmaessig etwas gehobenerem Leserkreis ansprechen." Dabei wird immer klarer, dass das angestrebte Redesign Kaukas eine deutliche Abkehr von der Figurengestaltung der letzten 20 Jahre bedeuten würde. Einwände, dass diese ästhetische "Rolle rückwärts" auf die Kenner der VPM-Comics möglicherweise zu fremd und altbacken wirkt, kümmern Kauka hierbei herzlich wenig, da er davon überzeugt ist, dass gerade die jungen Leute von heute Gefallen an nostalgischer Retro-Optik hätten. Murek zeichnet Kauka die entsprechenden Model-Sheets, der ihm dabei auch die künstlerische Beteiligung an der geplanten Trickfilmserie in Aussicht stellt, wozu es aber letztlich nicht kommt.

Der Deal mit D'Ocon

Noch 1995 unterzeichnen Kauka und Hille eine Lizenzvereinbarung, die RTV die meisten Nutzungsrechte an Fix und Foxi überträgt, während Kauka sich das Copyright und das Recht auf letzte Abnahme und Zustimmung vorbehält. Zeitgleich beschließt RTV die Zusammenarbeit mit D'Ocon Films an einer Zeichentrickserie namens Die Herlufs. An dieser Koproduktion beteiligt sich D'Ocon mit 50 Prozent am Budget und kümmert sich mehrheitlich um die kreative Umsetzung. Hille glaubt, dass das spanische Animationsstudio, das RTV erstmals 1992 bei einer Koproduktion mit France Animation für die Trickfilmserie Chip und Charly unterstützte, auch der geeignete Partner für die Umsetzung der FF-Trickfilmserie sei. Antoni D'Ocon, dem Inhaber von D'Ocon Films fällt der Auftrag für die FF-Trickfilmserie förmlich in die Hände, als ihm Hille auf der Finanzierungsmesse MIP-TV, an der beide wegen Die Herlufs zusammenkommen, seinen Vorschlag einer weiteren Koproduktion unterbreitet. D'Ocon ist die Serie Fix und Foxi zufälligerweise ein Begriff, da einige seiner Zeichner in Barcelona schon mal an der Comicproduktion beteiligt gewesen waren. 1996 stimmt D'Ocon einer Beteiligung an der Produktion der FF-Trickfilmserie zu und ein Jahr später werden die Verträge dafür offiziell unterzeichnet. Der neue Deal ähnelt dabei dem Produktionsabkommen zwischen RTV und D'Ocon Films für Die Herlufs in dem sich beide Parteien die Arbeit und die finanzielle Beteiligung teilen: RTV und Europabuch beteiligen sich zu zwei Dritteln am Gesamtbudget von 12,3 Mio DM, von dem der größte Anteil von RTV beigesteuert wird, den Rest steuert D'Ocon Films bei. Auch wenn ein Teil von D'Ocons Budgetbeteiligung von den Fernsehanstalten kommen soll, zahlt D'Ocon Films bis zu 25 Prozent des Budgets aus eigener Tasche, auch ohne Vorverkauf der Serie.

Die Produktion beginnt

Die Arbeit an der Serie wird im Frühjahr 1997 aufgenommen. Für die Entwicklung der Inhalte, des Figurendesign und der Drehbücher zeichnen sich RTV und Rolf Kauka verantwortlich, in D'Ocons Verantwortungsbereich liegen die Animation, die Belichtungsfolien und der Großteil der Postproduktion. Neben der englischsprachigen Originalversion soll D'Ocon auch eine spanischsprachige Version der Serie erstellen. Nebenfiguren, neue Hintergründe und Requisiten werden von D'Ocon nur in enger Absprache mit RTV und Rolf Kauka entwickelt. Das fertige Master soll dann an RTV aufgeliefert werden, wo daraufhin eine deutschsprachige Version erstellt und die Musik der Serie beisteuert werden soll.

Der neue Styleguide wird fertiggestellt

Der (un-)glückliche Mittelweg: FF Model Sheet von RTV (1998)
Die FF-Familie, hölzern animiert

Im Jahre 1998 stellt Rolf Kauka in den USA mithilfe des ehemaligen Neugebauer-Schülers Kurt Italiaander schließlich den neuen FF-Styleguide ganz nach seinen Vorstellungen fertig, der nicht nur für D'Ocon Films, sondern auch für eine spätere Wiederaufnahme der Comic-Produktion für Ehapa verbindlich sein soll. Außerdem entsteht ein Styleguide für die Familie Peppercorn, einer völlig neu entwickelten Kauka-Serie, die ihr Debüt im Rahmen der FF-Trickfilmserie haben wird. Im selben Jahr ist der Hauptteil der Storyboards und des dazugehörigen Art-Designs vollständig, die Stimmbesetzungen sind abgeschlossen and die Voraufnahmen, Abstimmungen und Belichtungsfolien sind ebenfalls von den Koproduktionteams fertiggestellt. RTV and D'Ocon können erstmalig einen Promo-Trailer der Serie auf der MIP-TV-Messe präsentieren. Vorverkäufe an Fernsehsender werden zwar noch nicht abgeschlossen, aber erste Angebote sind schon in Sicht. Die ARD beteiligt später sich an den Produktionskosten und will die Serie in ihr Programm aufnehmen.

Herausforderungen bei der Koproduktion

Probleme bei der Koproduktion führt Peter Hille 1998 gelassen v.a. auf die Aufgabenverteilung und die unterschiedlichen Temperamente der Beteiligten zurück, betont aber bezüglich D'Ocon, das "gute Verhältnis" und das "gemeinsame Ziel" Und Antoni D'Ocon merkt zum multinationalen Projekt Fix & Foxi an: "Zeichnungen und Design sind offensichtlich Elemente, die subjektiv verschieden wahrgenommen werden." Die Herausforderung sei deshalb, wenn man mit einer Vielzahl an Meinungen zu einem Figurenmodell oder einem Hintergrunddesign konfrontiert wird, "den glücklichen Mittelweg zu finden. Konsens der Name des Spiels." Für D'Ocon sei bei Koproduktionen eine Übereinkunft über das Budget und eine Übereinkunft über die Aufgabenteilung ausschlaggebend, und Fix & Foxi sei genau diese Art von Projekt.

Literatur

  • Die Sprechblase Nr. 210 (Dezember 2007). Darin: Rolf Kaukas Style-Guide-Zeichner: Federführendes Fußvolk im Dienste und zum Nutzen & Frommen des Fürsten der Füchse oder Artisten-Adel ohne formenden Einfluss?, S. 41-47

Weblinks