Gin und Fizz

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Gin und Fizz (im Original Tif et Tondu, auf deutsch auch als Harry und Platte bekannt) sind neben dem titelgebenden Ex-Pagen die dienstältesten Helden des Magazins Spirou. Eigentlich eher an Müßiggang und ausgedehntem Urlaubmachen interessiert, lassen sich die beiden unverbesserlichen Hobbydetektive immer wieder auf aufregende Abenteuer ein - und aus ist's mit der Entspannung.

Geschichte der Serie

Die Serie wurde 1938 von Zeichner und Autor Fernand Dineur geschaffen, einem heute weitestgehend vergessenen Pionier des frankobelgischen Comics. Er schickte seine Helden in für die Zeit typische, zusammenhanglose Abenteuer, bei denen Humor und Phantasie im Vordergrund standen. Auf Wunsch des Verlags Dupuis übernahm in den späten 40er Jahren Willy Maltaite alias Will die Zeichnungen. Laut der offiziellen Webseite von Dupuis kam es zum Bruch mit Dineur, weil der Künstler auch im Konkurrenzblatt Héroïc-Albums Abenteuer mit Tif et Tondu unterbrachte. Der erzürnte Verleger soll sich daraufhin die Rechte an den Figuren gesichert und die zeichnerische Zukunft der Serie in die Hände von Will gelegt haben. Andere Quellen besagen, dass Dupuis schlicht an einer graphischen Modernisierung der Serie interessiert war: quasi als Reifeprüfung soll Will synchron zu dem in Spirou erschienenen Dineur-Material bereits 1948/49 die Tif et Tondu-Geschichte "Le mystère de Beersel" gezeichnet haben, die in Spirou 587 zwar angekündigt wurde, damals aber unveröffentlicht blieb. Dineurs kürzere Tif et Tondu-Episoden für Héroïc-Albums erschienen hingegen erst ab Januar 1949 (bis Dezember). Fakt ist, dass ab Mitte 1949 mit "La cité des rubis" das erste von Will gezeichnete Abenteuer in Spirou zum Abdruck kam und Dineur die Serie, in die nun mehr Realismus einkehrte, noch bis 1952 als Szenarist betreute. Der Tif et Tondu-Schöpfer starb 1956 im relativ jungen Alter von 51 Jahren.

Nachdem zwischen 1952 und 1954 Luc Bermar (d.i. Henri Gillain, der Bruder von Jijé) und Ben (d.i. der spätere Minimenschen-Autor Albert Desprechins) als Szenaristen ausgeholfen hatten, kam es zum entscheidenden Einschnitt, als 1955 die erste von Maurice Rosy geschriebene Geschichte erschien. Er und Will hatten hierfür die Figur des Superschurken Monsieur Choc (Der Schock) ersonnen, der künftig für den Wiedererkennungswert der Serie entscheidend sein sollte. Parallel zu dessen Einführung in "Tif et Tondu contre la main blanche" machte auch Wills Zeichenkunst weitere Fortschritte. André Franquin, der für dieses Abenteuer aus Freundschaft das "Mise en scène" übernahm, trug ebenfalls zum künstlerischen Durchbruch von Tif et Tondu bei. Ab Mitte 1958 ließ Will die Serie pausieren, so dass in den Jahren 1960/61 mit "Tif et Tondu à Hollywood" und "Ne tirez pas sur l’hippocampe" zwei Episoden aus der Feder von Marcel Denis entstanden, letztere unter Mithilfe von Schwarzbart-Erfinder Marcel Remacle. Ab 1964 machten Will und Rosy weiter, bis letzterer 1968 in einer Mischung aus Arbeitsüberlastung und Unlust seine Mitarbeit an der Serie beendete. Auf Wunsch von Will wurde er im selben Jahr durch Maurice Tillieux ersetzt, der für Tif et Tondu klassische Kriminalgeschichten mit teils fantastischem Einschlag schrieb, unter denen er selbst "Sorti des abîmes" zu seinem persönlichen Favoriten erklärte. Nach Tillieux' Unfalltod im Jahre 1978 ging das Szenario an Stephen Desberg über. Der US-Amerikaner hatte schon ein Jahr zuvor an der Episode "Le gouffre interdit" als Co-Autor mitgewirkt und schnitt in den von ihm geschriebenen Abenteuern auch politische Themen an.

1990 gaben Will und Desberg die Serie an Zeichner Alain Sikorski und Autor Denis Lapière ab, denen es nicht gelang, ihr frischen Wind einzuhauchen. 1997 kam mit "L'hôtel des suicidés" (Albumtitel "Le mystère de la chambre 43") das letzte Abenteuer der beiden Detektive zum Abdruck. Nach fast 60-jähriger Aktivität und 45 Alben im Original hatten sich die beiden Protagonisten seitdem im wohlverdienten Ruhestand befunden. 2013 jedoch startete in Spirou zunächst eine von Wills Sohn Eric Maltaite und Szenarist Stéphane Colman gestaltete Spin-off-Serie um Verbrechergenie Choc (dt.: Schock bei Salleck), bevor 2018 gar die ersten Seiten eines neuen Abenteuers mit Tif et Tondu veröffentlicht wurden. Das Werk von Zeichner Blutch (d.i. Christian Hincker) und Szenarist Robber (d.i. dessen Bruder) gemahnt aufgrund eines gänzlich anders gearteten Zeichenstils allerdings eher an eine Hommage.

Ihr deutschsprachiges Debüt gab die Serie mit erheblicher Verspätung bei Kauka, wo sie zwischen 1970 und 1976 ausschließlich in der Reihe FF-Super erschien, speziell in deren späterer Taschenbuchversion. In FF Super 32 wurden die beiden Protagonisten als Kriminalschriftsteller Ginger Holmes (kurz: Gin) und dessen Finanzberater Fitzgerald McPenny (kurz: Fizz) eingeführt. In den Jahren 1982/83 erschienen sechs Gin & Fizz-Alben bei Semic, danach von 1988 bis 1994 17 Alben bei Carlsen. Dort lief die Serie unter dem Titel Harry und Platte, was gelegentlich zu Verwechslungen mit Harro und Platte (Gil Jourdan, bei Carlsen: Jeff Jordan) führt. Seit 2001 werden die Carlsen-Alben von Salleck fortgesetzt; 2011 startete dort auch eine Gesamtausgabe der Abenteuer, die nach drei Bänden abgebrochen und 2017 völlig neu gestartet wurde, nunmehr in chronologischer Reihenfolge.

Die Charaktere

Die Serie begann ursprünglich als "Aventures de Tif", so dass ab dem 21. April 1938 zunächst nur Tif (Fizz/Platte) auftrat, der als arbeitsscheuer Herumtreiber eingeführt wurde. Schon in der fünften Fortsetzung vom 19. Mai verschlug es den Glatzkopf jedoch auf eine einsame Insel, wo er sogleich die Bekanntschaft seines zukünftigen Wegbegleiters machte. Tondu (Gin/Harry) saß als schiffbrüchiger Kapitän des Frachters "Marius" auf der Insel fest und wurde von Tif aufgrund seiner notdürftigen Kleidung und des üppigen Haar- und Bartwuchses zunächst für einen "Wilden" gehalten. In der Anfangszeit der Serie war Tif oft der kindliche Hanswurst und Tondu sein zur Ordnung rufender erwachsener Gegenpol. Nach Übernahme des Szenarios durch Rosy glichen sich die beiden Charaktere etwas mehr an, letztlich aber blieb Tondu der besonnenere von beiden, während Tif impulsiver war. Ebenfalls unter Rosy entwickelten sich die Freunde von zuvor nicht näher definierten "Abenteuer-Erlebern" zu anfangs unfreiwilligen, dann freiwilligen Hobby-Detektiven.

Heimlicher Held der Abenteuer war ab 1955 lange Zeit der enigmatisch-elegante Monsieur Choc (Schock), ein gelungener Fantomas-Abklatsch, der die Rosy-Ära prägte: als überlegenes kriminelles Genie mit Hang zur Verkleidung verfügte er über scheinbar unbegrenzte finanzielle Mittel, verbarg sein Gesicht hinter einer weißen Ritterhelmmaske und hinterließ bei seinen im großen Stil durchgeführten Verbrechen stets seine Visitenkarte, "die weiße Hand". Eine weitere wiederkehrende Figur von Rosy war der pfeiferauchende Inspecteur Allumette (Inspektor Zündholz), während Tillieux die blonde Comtesse Amélie d'Yeu (Gräfin Amelie von Hohenstein), genannt Kiki, und den Scotland Yard-Beamten Inspecteur Ficshusset (Inspektor John Fullshoke) in die Serie einführte.

Gin und Fizz bei Kauka

1970

  • FF Super 32: Der Superball - La matière verte (T: Rosy)
  • FF Super 34: Fizz ist nicht zu fassen - Tif rebondit (T: Rosy)
  • FF Super 38: Spione schießen scharf - La poupée ridicule (T: Rosy)
  • FF Super 42: Der Unsichtbare - L’ombre sans corps (T: Tillieux)

1971

  • FF Super 46: Schach dem Schock - Le retour de Choc (T: Rosy)
  • FF Super 49: Der Schock schlägt zu - Passez Muscade (T: Rosy)
  • FF Super 52: Schock schießt los - Plein gaz (T: Rosy)

1972

  • FF Super 58: Die grünen Köpfe - Le cobra/Tif et Tondu contre le Cobra (T: Tillieux)

1973

  • FF Super 62: Der vierte Mann - Le roc maudit (T: Tillieux)

1974

  • FF Super 73: Spuk im Moor - Les ressucités (T: Tillieux)

1975

  • FF Super 76: Keilerei um die Kugel - La matière verte (T: Rosy)
  • FF Super 80: Die Monster-Killer - Sorti des abîmes (T: Tillieux)
  • FF Super 81: Der verschwundene Taucher - Le scaphandrier mort (T: Tillieux)

1976

  • FF Super 82: Ein teuflischer Plan - Un plan démoniaque (T: Tillieux)
  • FF Super 85: Agenten-Alarm - La poupée ridicule (T: Rosy)
  • FF Super 86: Zwischenfall in New York - Tif et Tondu à New-York (T: Tillieux)
  • FF Super 87: Der Gold-Gangster - Passez Muscade (T: Rosy)


Weblinks