Paul Cuvelier

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Paul Cuvelier (* 22.11.1923 in Lens; † 4. oder 5.7.1978 in Mont-sur-Marchienne) war ein belgischer Comic-Zeichner, Maler und Bildhauer.

Das Zeichnen war von frühester Kindheit an seine Leidenschaft und bereits als Siebenjähriger konnte er eines seiner Werke in Le Petit Vingtième unterbringen. Seine Studien an der Kunstakademie von Mons waren von kurzer Dauer, da es nichts gab, was man ihm noch beibringen konnte! 1945 lernte er Hergé kennen und präsentierte ihm einige Aquarelle mit dem Charakter Corentin Feldoë, den er für seine jüngeren Brüder entworfen hatte. Dieser war davon so angetan, dass er ihm vorschlug, daraus einen Comic zu machen. Mit dem Western-One-Shot "Les aventures de Tom Colby - Le canyon mystérieux" nach einem Szenario von Olav (=Hergé und Edgar P. Jacobs) entstand noch im selben Jahr Cuveliers erster Comic, der 1948 im Magazin Bravo zum Abdruck kam.

Als Hergé und Raymond Leblanc 1946 Tintin aus der Taufe hoben, war Cuvelier mit dabei und erwies sich neben Hergé, Jacobs und Jacques Martin als eine der vier Säulen in der Frühzeit des Magazins. In der ersten Ausgabe debütierte seine Hauptserie Corentin ("L'extraordinaire Odyssée de Corentin Feldoë", auf deutsch nur ein Album bei Salleck), deren Szenarios im Laufe der Jahre von Jacques Van Melkebeke, Albert Weinberg, Greg, Jacques Acar and Jean Van Hamme geschrieben wurden. Ursprünglich als Robinsonade angelegt, wurde die Serie auf Wunsch von Herausgeber Leblanc ab dem dritten Abenteuer (1949) zum Western umfunktioniert. Zu diesem Zwecke wurde der künftige Corentin zum Enkel des originalen Helden erklärt. 1948 erschien in Tintin zudem der Cuvelier-One-Shot "La prodigieuse invention du Professeur Hyx".

Von Anfang an fühlte sich der "verirrte Künstler" Cuvelier bei den Comics in seiner Kreativität eingeengt und betrachtete die seiner Meinung nach minderwertige Kunstform vor allem als Broterwerb. Ein erster Bruch mit dem Medium erfolgte bereits 1950, als er sein eigenes Atelier eröffnete und seine Tätigkeit aufs Schaffen von Gemälden und Skulpturen verlegte. Zu Tintin steuerte er in den nächsten Jahren neben einigen Illustrationen lediglich zwei von Yves Duval geschriebene kurze Comics bei, von denen der eine die Passion Christi ("En ce temps-là", 1953) und der andere Homers "Ilias" thematisierte ("Si l'Iliade m'était conté", 1956).

Ende 1958 kehrte er zu den Comics zurück, um mit Greg an einem neuen Corentin-Abenteuer zu arbeiten. Anschließend versuchte er sich an weiteren Serien: Mit Greg schuf er 1960 den an Robin Hood angelehnten mittelalterlichen Helden Flamme d'Argent, der bis 1963 drei Abenteuer erlebte. Mit dem mysteriösen Texter Benoi (ein weiteres Pseudonym von Greg?) entstand 1962 das albenlange Abenteuer "Wapi et le triangle d'or" um einen Indianerjungen, dem 1966 noch ein von Jacques Acar geschriebener Sechsseiter folgte. Wiederum mit Greg adaptierte Cuvelier 1963 den Backfisch Line, Titelheldin von Line - le journal des chic filles (das weibliche Pendant zu Tintin), für die Comics. Nach Einstellung des Magazins noch im selben Jahr setzte das Team die Serie bis 1965 in Tintin fort; eine letzte Episode erschien 1971/72.

Cuveliers eigentliches Hauptinteresse galt dem menschlichen Körper, ein Interesse, das er schwerlich mit seinen Arbeiten für das Jugendmagazin Tintin in Einklang bringen konnte. 1967 bekam er schließlich die Chance, sein Können als Comiczeichner mit seiner Leidenschaft für den weiblichen Akt zu verbinden: das Szenario zu "Epoxy", einem Fantasy-One-Shot über die Erlebnisse eines freizügigen Mädchens im Kontext der griechischen Mythologie, wurde ihm vom Comic-Debütanten Jean Van Hamme maßgeschneidert. Als das Album im folgenden Jahr im Verlag Eric Losfeld herauskam, war es allerdings ein handfester Flop, so dass Van Hamme dem Zeichner nahelegte, mit Corentin weiterzumachen. Zusammen schuf man 1968 und 1973 zwei Episoden der Serie, von denen die zweite, "Le royaume des eaux noires", Cuvelier 1974 den Brüsseler Prix Saint-Michel für den besten realistischen Comic einbrachte.

Nachdem er die ersten sechs Seiten eines achten Corentin-Abenteuers ("Corentin et l'ogre rouge", Szenario: Jacques Martin) skizziert hatte, gab Cuvelier, ausgebrannt und frustriert von den Restriktionen des Mediums sowie dem bescheidenen kommerziellen Erfolg seiner Hauptserie, die Comics 1973 endgültig auf. In der ihm noch verbleibenden Zeit widmete er sich abermals seinen eigentlichen Interessen - der Malerei, der erotischen Illustration und der Bildhauerei. Seine letzten Jahre waren von zunehmender Isolation und Armut geprägt und Cuvelier starb mit nur 54 Jahren.

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