André Franquin

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André Franquin

Der Belgier André Franquin (* 3.1.1924 in Brüssel; † 5.1.1997 in Nizza) war der neben Hergé wichtigste stilprägende Comic-Zeichner Europas.

Nach einer einjährigen Ausbildung an der Ecole Saint-Luc in Saint-Gilles arbeitete Franquin als Trickfilmzeichner im Studio CBA, wo er spätere Comiczeichner-Kollegen wie Morris, Peyo und Eddy Paape kennen lernte. Ab 1946 arbeitete er für den Verlag Dupuis, für den er zunächst Titelbilder für das Magazin Le Moustique anfertigte. In Jijé, dem damals wichtigsten Zeichner des Verlags, fand er einen väterlichen Freund, der ihn unter die Fittiche nahm.

Im Jahre 1946 übernahm Franquin von Jijé die Titelserie des Dupuis-Magazins Spirou. Unter seiner Führung entwickelten sich Spirou et Fantasio in den 50er und 60er Jahren zu einem der großen Comic-Klassiker, woran auch das 1951 hinzugefügte berühmte Fantasiewesen Marsupilami Anteil hatte. Ab 1957/58 erhielt Franquin bei der Serie Unterstützung von Jidéhem (Hintergründe) und Greg (Szenario). Zwischen 1958 und 1960 arbeitete er bei drei für die Zeitung Le Parisien Libéré geschaffenen Spirou-Episoden zudem mit Jean Roba als Co-Zeichner zusammen.

Nach einem vorübergehenden Streit mit Dupuis über Finanzen schuf Franquin 1955 für die Konkurrenz von Tintin Modeste et Pompon (dt. Mausi und Paul bei Comicplus). Unter den Szenaristen der Gagserie, die ab 1959 von Dino Attanasio und anderen Zeichnern fortgeführt wurde, befanden sich René Goscinny und vor allem Greg. Die Einseiter werden neben ihrer Komik heute vor allem wegen ihrer ausgefeilten Fünfziger Jahre-Ästhetik geschätzt.

Für Spirou entstand 1957 der chaotische Bürobote Gaston Lagaffe, der anfangs in Form von Einzelillustrationen erschien, aber schon Ende desselben Jahres einen eigenen Gag-Halbseiter im Heft erhielt. Das Antiheldentum des kreativen Sympathen hatte großen Einfluss auf den europäischen Comic, und 1966 wurden Gastons Erlebnisse auf eine ganze Seite ausgeweitet. 1968 schließlich trat Franquin Spirou et Fantasio an Jean-Claude Fournier ab, um sich ganz seinem Büroboten widmen zu können.

Eine weitere, weniger bekannte Franquin-Kreation aus dieser Zeit war Le petit Noël (dt.: Der kleine Nicki), der ab Ende 1957 einige kürzere Solo-Abenteuer erlebte, in Marsupilami-Gags auftrat, und auch in Bilderbuch-Form erschien.

Von 1975 bis 1985 war Franquin an Szenarios für die von Will gezeichnete Serie Isabelle (dt. auch Isabella bei Arboris) beteiligt.

1977 entstanden die Idées Noires (dt.: Schwarze Gedanken), die in der Spirou-Beilage Le Trombone Illustré und später in Fluide Glacial erschienen. Die bitterbösen und zeitkritischen, schwarz/weiß gehaltenen Gags, auch Ausdruck der Depressionen Franquins, entwickelten sich zu einem - wenn auch untypischen - Hauptwerk des Künstlers.

Von 1978 bis 1980 textete Franquin mit Yvan Delporte für Frédéric Jannin den Gag-Comic Arnest Ringard et Augraphie (dt.: Die Zwistigkeiten von Ernst Schüreisen & Maulwurf Ottokar bei Boiselle & Löhmann).

Da Franquin die Rechte an der Figur des Marsupilamis für sich beansprucht hatte, setzte er ab 1987 dessen Soloabenteuer (dt.: Die Abenteuer des Marsupilamis) für den Zeichner Batem in Szene. Unter den diversen Autoren der unterbewerteten Serie befanden sich Größen wie Greg und Yann, im Gegensatz zu Gaston wurde sie auch posthum weitergeführt.

Zu einem den düsteren Schwarzen Gedanken völlig konträren Spätwerk gerieten 1990 Les Tifous (dt.: Die Tifous - Bildband bei Ehapa), drei fröhliche fürs Fernsehen entstandene Irrwichtel.

André Franquin starb in der Nacht vom 4. auf den 5. Januar 1997 in Nizza an Herzversagen und hinterließ eine schmerzliche Lücke in der Comicwelt.

Franquin bei Kauka

als Zeichner und Autor

als Co-Autor


Literatur

  • Numa Sadoul, Horst Berner, Yannick Fallek: Das große André-Franquin-Buch, Carlsen-Verlag 1989, ISBN 3551015945
  • Andre Franquin, Achim Schnurrer: Die Kunst des André Franquin, Edition Kunst der Comics/ Alpha Comics 1988, ISBN 3923102089


Weblinks