Maurice Rosy

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Maurice Rosy (*17.11.1927 in Fontaine-l'Evêque, Belgien; † 23.2.2013 in Paris (?)) war von 1956 bis 1971 künstlerischer Leiter beim Spirou-Verlag Dupuis und ist vor allem als Szenarist der Serie Tif et Tondu sowie als Schöpfer des Ausbruchskönigs Bobo bekannt. In den frühen 70er Jahren zog er sich aus dem Comicgeschäft zurück.

Leben

Obwohl er sich von klein auf für das Zeichnen begeisterte und sein Talent früh erkannt wurde, arbeitete Rosy bis zum Alter von 25 Jahren in der Nagelschmiede seines Vaters. Erste Zeichnungen, mit denen er bei Pariser Zeitungen hausieren ging, erschienen um 1953/54 in Paris-Match. Gleichzeitig legte Rosys Nachbar Yvan Delporte ein gutes Wort bei Charles Dupuis für ihn ein, der ihn prompt als Ideenmann engagierte.

In seiner Position als künstlerischer Leiter, die Rosy schließlich von ca. 1956 bis 1971 bei Dupuis bekleidete, wachte er zusammen mit Spirou-Chefredakteur Delporte über die grafische Entwicklung von Neuankömmlingen beim Magazin. Zu den Künstlern, die von Rosys Starthilfe profitierten, gehörte z.B. Marcel Remacle - Rosy riet ihm, sein langohriges Hündchen Bobosse zugunsten der Piratenserie Le Vieux Nick aufzugeben und regte dafür später auch die Figur des Barbe-Noire an, die Remacle schließlich den Durchbruch bescheren sollte. Neben seiner Arbeit für Spirou war Rosy auch Chefredakteur des interessanten, aber kurzlebigen Hefts "Risque-tout", das zwischen November 1955 und November 1956 erschien; zudem war er 1959 bei der Gründung des hauseigenen Animationsstudios TVA Dupuis involviert und lancierte 1964 die Taschenbuchreihe Gag de Poche, die es auf 65 Ausgaben brachte.

Seinen Einstand als Comic-Szenarist gab Rosy 1953, als er an André Franquins Spirou et Fantasio-Abenteuer "Le Dictateur et le champignon" mitwirkte. Der Anfang stammt von ihm (der Wirkstoff "Metomol" ist eine archetypische Rosy-Idee), für den Rest der Geschichte übernahm Franquin wieder selbst das Ruder. Mit "Les Pirates du silence" (1955/56) sollte Rosy später dann doch noch eine vollständige Spirou-Geschichte abliefern. Dazwischen hatte er sich 1954 als Szenarist auch am zweiten Jerry Spring-Abenteuer, "Le splendide cavalier (Yucca Ranch)", versucht. Nach eigener Aussage gab er nach der neunten oder zehnten Seite allerdings entnervt auf, weil Zeichner Jijé fast alles an seinen Vorgaben änderte.

Der Erfolg als Autor kam 1955, als Rosy anfing, Szenarios für die von Will gezeichnete Serie Tif et Tondu zu schreiben - gleich in seiner Einstiegsepisode "Tif et Tondu contre la main blanche" gelang ihm mit der Einführung des an Fantomas orientierten Supergangsters Monsieur Choc ein großer Wurf. Bis 1968 schrieb Rosy ein Dutzend albenlanger Geschichten mit dem Amateurdetektiv-Gespann und übernahm auch das Mise-en-scène. Zu seiner Genugtuung hielt sich Will übrigens immer eng an die Vorgaben!

Aus der Abteilung Szenarios für Fremdserien sind noch zwei weitere Arbeiten Rosys erwähnenswert: 1959 schrieb er die Debütgeschichte von Jean Robas Boule et Bill, die als Mini-récit veröffentlicht wurde ("Boule contre les mini-requins"), 1964 griff er Guy Bara unter die Arme, indem er für Max l'Explorateur - ursprünglich ein stummer Zeitungs-Gagstrip - das erste von zwei albenlangen Abenteuern schrieb ("Max et le triangle noir").

Eigene Serien

Die grafisch einfach gehaltenen Mini-récits (Mini-Comics), die Ende der 50er Jahre in Spirou aufkamen, boten Rosy das perfekte Medium, um viele junge Zeichner auf den Weg zu bringen und zu schulen. Er selbst war es jedoch, der 1961 in Gemeinschaftsarbeit mit Paul Deliège den ungekrönten (Ausbrecher)König dieses Genres schuf: Bobo wurde Rosys erfolgreichste Eigenkreation. Wie bei Tif et Tondu fertigte er auch hier für jede Seite grobe Skizzen an, die Zeichner Deliège Posen und Ausdruck der Figuren erahnen ließen. Zwischen 1969 und 1973 bot die Serie ihm schließlich auch Gelegenheit, erstmals als Comiczeichner in Erscheinung zu treten: passend zu seinem für das Magazin untypischen, cartoonesken Zeichenstil, der an klassische amerikanische Zeitungsstrips der 30er Jahre erinnert, ließ er die Abenteuer des missgelaunten Knackis dabei ins noch Absurdere abdriften (unter anderem trat in den Bobo-Episoden aus dieser Zeit ein Monsieur Cloc auf, mit dem Rosy seine eigene Schöpfung Monsieur Choc parodierte). Die Übernahme der Bobo-Zeichnungen markierte auch den Beginn von Rosys Zusammenarbeit mit dem mysteriösen Maurice Kornblum als Co-Autor. Neben den Comics gab es in dieser Phase der Serie zudem die Beilage Film du spirou–ciné (1969/70, bei Kauka: FF-Kino) mit Bobo als "Filmstar" sowie ein kurzlebiges Journal im Journal, das Bobo Magazine (1970/71, bei Kauka: Riegelfest Rundschau).

1967 entwickelte Rosy für Spirou eine neue Serie um einen sprechenden Hundespezialagenten. Zeichner von Attila (dt.: Attilas Abenteuer bei Carlsen) war der Schweizer Derib (d.i. Claude de Ribaupierre), der ursprünglich Peyo bei den Schlümpfen assistiert hatte. Bis 1973 entstanden vier albenlange Abenteuer, ab dem dritten gesellte sich Maurice Kornblum als Co-Autor hinzu. Da Derib nicht mit Kornblum harmonierte, lehnte er eine ihm vorgelegte fünfte Geschichte ab - in einer 1982 von Didgé gezeichneten Version sollte die Story erst 1987 ihren Weg ins Spirou-Heft finden.

Im Jahre 1973 sagte Rosy Dupuis adieu - der Umstand, dass Derib Attila ad acta gelegt, sowie die Tatsache, dass seine Bobo-Version bei den Lesern nicht dieselbe Popularität wie die von Deliège genossen hatte, dürften zu seiner Desillusionierung beigetragen haben. 1974 tauchte er kurzzeitig wieder im Journal auf - mit der von ihm gezeichneten, dreimalig als schwarzweiße Beilage erschienenen Serie Tuf et Fuf, deren Titelhelden an den Vogel von Bobo erinnerten. 1975 folgte mit "L'image de Choc!" schließlich noch ein von ihm geschriebener Tif et Tondu-Zweiseiter, in dem anhand eines Fotos endlich die grässliche Fratze des Schock enthüllt wurde.

Seit Mitte der 70er Jahre war der Künstler in Paris ansässig, wo er eine erfolgreiche zweite Karriere als Pressezeichner (z.B. für Le nouvel Observateur und Le nouvel Économiste) und vor allem als Werbegrafiker machte, um sich schließlich auf das Illustrieren von Kinderbüchern zu spezialisieren (u.a. von Jacqueline Held, Béatrice Rouer, Évelyne Reberg oder auch "Ben est amoureux d'Anna", die französische Version von Peter Härtlings "Ben liebt Anna").

Rosy bei Kauka

  • Pit und Pikkolo - Spirou et Fantasio (Szenarist von "Lautlos kommen die Piraten" (FF 570-578) und "Abenteuer in Chiquito" (nur Anfang, ab Lupo modern 4/1966))
  • Bobo - Bobo (Szenarist, teilweise Zeichner)
  • Gin und Fizz - Tif et Tondu (Szenarist)

und die Einzelgeschichte


Weblinks