Giulio Chierchini

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Knox von Chierchini (1966)
Knox von Chierchini (1967)
Titelbild FF Schülerkalender (1988)

Giulio Chierchini (* 22.5.1928 in Genua; † 18.8.2019 ebd.) zeichnete von 1953 bis 2019 Disney-Comics und war somit der am längsten aktive Disney-Zeichner überhaupt. Für den deutschen Markt entstanden aus seiner Feder zudem rund hundert Comics mit der Fix und Foxi-Familie.

Ein Studium an der Kunsthochschule Duccio di Buoninsegna in Siena brach Chierchini ab, um sich in den 40er Jahren dem Animationsfilm und der Werbung zu widmen. Anfang der 50er Jahre wandte er sich den Comics zu und arbeitete zunächst für die Verlage Alpe und Bianconi. Vor allem für letzteren zeichnete er im Laufe der Jahre etliche Serien wie Nonna Abelarda und Geppo (dt.: Paulchen der BEngel aus der Hölle in Felix, 700er Nummernbereich, Felix Extra 21ff und Bonbon), beides Co-Kreationen mit Giovan Battista Carpi, sowie Volpetto (von Colantuoni), Mao e Okey, Chico Cornacchia u.a. Auch bei der Serie Trottolino von Giorgio Rebuffi, die hierzulande als Bob und Bello in Felix erschien, ist sein Strich zu erkennen.

1953 fand Chierchini Arbeit als Zeichner von Disney-Comics für Mondadori. Auch dort bildete er anfangs ein Team mit Carpi, dessen Bleistiftzeichnungen er tuschte - die Geschichte "Der verlorene Ziegelstein" (Lustiges Taschenbuch 69) datiert aus dieser Zeit. Ab 1956 zeichnete Chierchini solo, und in den folgenden Jahren entstanden einige Klassiker, z.B. "Donald Duck und der große Sarani" (LTB 36), "Der geheimnisvolle Ring" (LTB 15) und die Floyd Gottfredson-Fortsetzung "Die Magnetklaue schlägt wieder zu" (LTB 67), alle in Zusammenarbeit mit Texter Guido Martina. 1964 begann Chierchini sporadisch, seine Comics selbst zu schreiben, was er ab Mitte der folgenden Dekade verstärkt tat. Neben den Geschichten mit Martina verdienen vor allem die beiden Parodien "Alte Liebe rostet nicht" (1976, LTB 88) und "L'inferno di Paperino" (1987, in Deutschland leider unveröffentlicht) Beachtung, deren Vorlagen der historische Roman "Die Brautleute" von Alessandro Manzoni bzw. Dantes "Inferno" aus der "Göttlichen Komödie" waren. 1983 tauchte in "Der schurkische Schattendieb" (LTB 140) der verrückte Wissenschaftler Dottor Talos auf, der von Chierchini insgesamt dreimal verwendet wurde. 1988 fügte der Zeichner dem Disney-Universum mit Bubble Billy eine weitere Eigenkreation hinzu und fing etwa zur selben Zeit an, seine Comics per Airbrush-Verfahren zu kolorieren. 1992 schließlich erschien mit dem 174-seitigen Donald Duck-Comic "Paperin Pestello e la via delle Indie" (keine deutsche Veröffentlichung) sein künstlerisch ambitioniertestes Werk.

In den 1960er Jahren weitete Chierchini seine zeichnerischen Aktivitäten auch nach Deutschland aus: Für Kauka war er ab 1965 als Fix und Foxi-Zeichner aktiv und setzte zudem die beiden letzten Fridolin-Episoden der 1960er Jahre um. Wie sein alter Kollege Carpi wurde er auch auf Knox angesetzt, als dessen Gegenspieler er mehrmals die sinistren Schurkenzwillinge Ede und Maxe in Szene setzte. Seine erste Kauka-Phase endete um 1972, jedoch kam noch bis 1977 Restmaterial zum Abdruck. 1981 tauchte der Zeichner in Lupo 16 wieder auf und erlebte bis Ende 1988 ein Comeback in den Kauka-Publikationen.

Chierchinis unverwechselbarer Zeichenstil passte sehr gut zu Gespenster- und sonstigen Gruselgeschichten, und eine besondere Spezialität von ihm war die Darstellung düsterer Gemäuer. Ein gutes Beispiel für die Wechselwirkung zwischen seinen Disney- und Kauka-Comics ist die Geschichte "Der Herr der Schatten" (FF 46 - 47/1987): Deren schattenraubender Bösewicht Professor Wahnwitz geht auf Chierchinis Disney-Schurken Dottor Talos zurück, der wiederum visuell von Kaukas Professor Fiesefummel beeinflusst ist.

Insgesamt zeichnete Chierchini sage und schreibe 66 Jahre lang Disney-Comics, ein Rekord, den ihm allenfalls noch Giorgio Cavazzano streitig machen könnte. Ausgehend vom Schicksal seines Kollegen Luciano Gatto war Chierchini wahrscheinlich nur wenige Monate vor seinem Tod wie dieser von Panini (Nachfolger von Mondadori und Disney Italia) wegrationalisiert worden und hatte keine Aufträge mehr erhalten.


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interesting trivia:




Chierchinis Kauka-Comicographie

(Baustelle - ab 1975 wohl relativ komplett)

1965

1966

1967

1968

1969

1970

1971

1972

1973

1974

1975

1977

1978

1980

1981

1982

1983

1984

1985

1986

1987

1988

1992

1993

1994

2006

2007


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